Kurzschnabelgänse

Kurzschnabelgänse

Samstag, 12. März 2016

Frühling oder Winterpause?

Heute musste ich zur Uni, Samstag hin oder her. Es galt, mich mit zwei Studenten aus den USA zu treffen und eine Gruppenarbeit vorzubereiten. Dummerweise tobt dieses Wochenende ein Sturm über Reykjavik, welcher heute laut Wettervorhersage Spitzenwerte von 16 m/s erreicht hat. Ich lief natürlich zur Uni, wie sonst auch bei jedem Wetter, aber heute war es wirklich grenzwertig. Teilweise kam ich kaum voran gegen den Wind und es war, als liefe ich gegen eine Wand. Dazu kam, dass sich die Temperatur, welche eigentlich knapp über den Gefrierpunkt lag, durch den Wind nochmal erheblich kälter anfühlte, fast, wie ein kleiner Stoßwind[1]. Zum Glück hatte ich aber den Großteil des Weges Rückenwind. Da ich mir der daraus resultierenden logischen Konsequenz für den Rückweg durchaus bewusst war, beschloss ich, für den Rückweg doch den Bus zu nehmen. Das war heute das erste Mal überhaupt, dass ich den Bus genommen habe. Das ist mir sonst normalerweise zu teuer.
Aber kommen wir zu etwas erfreulicherem: Jetzt ist es März und obwohl mir meine Vermieter immer erzählen, dass mit dem endgültigen Ende des Winters frühestens im April zu rechnen sei (letztes Jahr gab es noch Mitte Mai einen großen Schneesturm in Reykjavik), wächst in mir so langsam die Hoffnung, dass das dieses Jahr vielleicht doch etwas früher geschehe. Seit einer Woche schon liegen die Tageshöchstwerte ausnahmslos über dem Gefrierpunkt und das teilweise auch deutlich. Seit neuestem gibt es nicht einmal mehr in der Nacht Frost. Regen und Wind haben Schnee und Eis fast vollständig zum Verschwinden gebracht[2] und ich komme wieder rutschfrei zur Uni -  den ganzen Winter hindurch war nämlich Glatteis, von einer kurzen, besonders intensiven Tauphase im Januar und darauf folgendem Neuschnee abgesehen, ein Dauerproblem. Die Temperaturen pendelten permanent um den Gefrierpunkt und es gab reichlich Niederschläge, sowohl in Form von Regen, als auch von Schnee. Aber damit ist jetzt, zumindest vorläufig, Schluss: Laut der Wettervorhersage soll sich an den derzeitigen (für isländische Verhältnisse) Frühlingshaften Temperaturen auch bis mindestens Ende der nächsten Woche nichts ändern :) Überall auf Island gibt es jetzt massives Tauwetter und da der Winter gerade im Hochland selbst für isländische Verhältnisse sehr schneereich war, geht das natürlich vielerorts einher mit durch Hochwasser unpassierbaren Straßen. In der Hauptstadtregion sind wir aber davon noch einstweilen verschont. Generell scheinen Ortschaften von Hochwasser nicht betroffen zu sein. Vermutlich haben die Isländer Techniken entwickelt, um dem vorzubeugen. Diese Problematik stellt sich schließlich in jedem Frühjahr, wenn auch mit unterschiedlicher Intensität. Ob das hier allerdings wirklich der Beginn des Frühlings ist, bleibt allerdings tatsächlich noch abzuwarten. Es wäre für isländische Verhältnisse wirklich extrem früh und eigentlich auch zu schön, um wahr zu sein.
Was gibt es sonst noch? Ich habe mich auf diesem Blog ja eine ganze Zeit lang nicht mehr gemeldet. Meine Vermieterin ist Opfer des Glatteises geworden und zog sich um Weihnachten rum, als ich im warmen Deutschland weilte, einen komplizierten Armbruch zu. Die Arme musste ihn sich einmal sogar erneut brechen lassen, weil er zunächst nicht richtig zusammenwachsen wollte. Mittlerweile kann sie ihren Arm jedoch wieder fasst vollständig gebrauchen. Ich selbst kann mich auf jeden Fall sehr glücklich schätzen, dass mir ähnliches bislang erspart geblieben ist.
Wir bekommen auch des Öfteren Besuch von einem Seehund. Vermutlich will er sich den Geburtsplatz seiner Vorfahren anschauen, der Kópavogur früher offensichtlich war: Der Name bedeutet nämlich „Seehundbabybucht“. Der Ort ist auch noch sehr jung und entstand erst in den 30ern. Ich machte ursprünglich sogar einige Fotos vom Seehund, aber aus irgendeinem Grunde hat meine neue Kamera das Bild nicht gespeichert. Andere Bilder, welche ich mit dieser Kamera gemacht habe, sind zwar gespeichert, lassen sich aber auf meinem Laptop nicht öffnen, weil irgendwelche Dateiformate nicht unterstützt werden. Naja, ein Technikfreak bin ich noch nie gewesen. Jedenfalls müsst ihr aufgrund der Unfähigkeit meines Laptops bzw. meiner Wenigkeit (how knows) vorläufig auf Bilder aus dem wunderschönen Island verzichten.
Ich befasse mich ja derzeit nicht nur mit meinem Studium, sondern recherchiere auch fleißig für meine BA. In diesem Zusammenhang habe ich mich auch mit der Geschichte von Juden auf Island beschäftigt. Ein wichtiges Ergebnis meiner Recherchen ist gewesen (obwohl für meine BA eher belanglos), dass die Grabsteine und Gebäude mit Davidssternen, welche ich mit meiner Mutter bei ihrem Besuch im Oktober bestaunte, ausnahmslos von isländischen Freimaurern stammen und keinerlei Bezug zum Judentum haben. Eine jüdische Gemeinde gibt es erst seit dem Zweiten Weltkrieg auf Island.
So, das soll es erstmal gewesen sein, wobei, eine Information hätte ich noch: Der Flieger, welcher mich zu meinem Sommer-Aufenthalt nach Deutschland bringen wird, landet am 18. Mai in Berlin Tegel. Die voraussichtliche Ankunftszeit ist 6:25.
Karl Hollerung




[1] Nur eifrige Steven-King-Leser wissen, was hier gemeint ist.
[2] Auch, wenn es immer mal wieder Schneefälle gibt. Aber der bleibt nicht lange liegen.

Sonntag, 10. Januar 2016

Prüfungen und Silvester (u.a.)

So, mal wieder ein Artikel auf diesem Blog. Ich bin nach meinem Deutschland-Aufenthalt seit dem 31.12. wieder im Lande, verbrachte Silvester also mit der Familie meines Vermieter-Ehepaares, d.h. mit ihren Töchtern und ihrer Enkelin. Sie luden mich auch sowohl für den Silvesterabend als auch fürs Abendbrot am Neujahrstag zum Essen ein, was auch bitter nötig war, da auf Island die Geschäfte am 31. bereits gegen 15 Uhr schließen und am Neujahrstag ganz geschlossen sind (eigentlich unlogisch, da sie sonst auch am Sonntag durchgehend geöffnet sind). Zu essen gab es aber reichlich, sodass ich nicht hungers leiden musste. Geballert wird hier übrigens leider in etwa genauso laut, wie in Berlin. Jóhann, der Mann meiner Vermieterin, meinte, ich bräuchte schon sehr gute Ohropax, wenn ich bei diesem Lärm ernsthaft vorhabe, ein Auge zuzumachen. Glücklicherweise war ich nach dem Flug müde genug, dass meine Ohropax dafür tatsächlich ausreichten.

In den Tagen vor meinem Deutschlandaufenthalt hatte ich vor allen Dingen Prüfungen, da auf Island das Semester bereits zu diesem Zeitpunkt endet. Es nennt sich auch Herbst- und nicht Wintersemester (haustmisseri), welches auch vom Frühlings- und nicht Sommersemester (vormisseri) abgelöst wird. Sie liefen alle überwiegend gut. Grammatik lief mit weitem Abstand am besten, das ist sowieso mein Spezialgebiet. Die schriftliche Prüfung in isländischer Sprache (íslenskt mál) hatte ich eigentlich verschlafen, da Eva, meine estnische Mitbewohnerin, meinte, mitten in der Nacht zum Flughafen aufbrechen zu müssen, um ihren Weihnachtsurlaub anzutreten und ich so bis um dreie nicht zum Schlafen kam. Unglücklicherweise funktionierte ausgerechnet an jenem Morgen der Wecker nicht. Glücklicherweise jedoch scheinen isländische Dozenten im Allgemeinen sehr flexibel zu sein. Meine setzte mich auf jeden Fall einfach kurzerhand in eine andere Prüfung, welche am Mittag stattfand, sodass sich das Problem am Ende doch noch löste. Schwierig wurde auch die mündliche Prüfung in Aussprache (Talþjálfun), da eigentlich vorgesehen war, dass man die mit Kommilitonen in Gruppen absolvierte. So viel Kontakt hat sich aber zu meinen Kommilitonen noch nicht ergeben, sodass ich davon ausging, von den Dozenten einer Gruppe zugeteilt zu werden, wie in der Schule halt auch, wenn sich bei Gruppenarbeit niemand fand, der mit mir zusammenarbeiten wollte (was fast immer der Fall war). Umso verwunderter war ich, als die Leiterin des Moduls eine E-Mail versandte, in welcher die Studenten, die noch in keiner Gruppe seien, dringend dazu aufgefordert wurden, ihr Vorschläge zu schicken, mit welchen Kommilitonen man sich vorstellen könne, zusammenzuarbeiten. Es gab nur zwei Kommilitonen, die ich bis dahin (und bis zum jetzigen Zeitpunkt) näher kennengelernt hatte, wovon eine, aus welchen Gründen auch immer, nicht zu den Prüfungen antrat, weshalb ich den anderen in meiner Antwort schließlich angab, worauf ich auch zunächst in seine Gruppe eingeteilt wurde. Der schrieb dann aber eine E-Mail an die Modulleiterin, dass sie sich schon für jedes Szenario  etwas überlegt hätten und ich da leider nicht mehr rein passte. Dazu ist zu schreiben, dass wir uns zu unterschiedlichen Themen Dialoge überlegen sollten, wobei ich davon ausging, dass das eh erst unmittelbar vor der Prüfung geschehen würde. Jetzt, wo ich das schreibe, fällt mir natürlich schon auf, dass das leicht (um es vorsichtig zu formulieren) idiotisch war. Aber Gruppenarbeit ist etwas sehr unangenehmes für mich und ich beschäftige mich damit so wenig, wie nur irgend möglich, weshalb mir das zu diesem Zeitpunkt leider nicht auffiel. Jedenfalls, als ich schon davon ausging, dass dann die Prüfung wohl leider ohne mich stattfinden müsste und ich bereits angeboten hatte, nicht hinzugehen, da ich mir nicht vorstellen konnte, wie ein Dialog mit mir selbst aussehen sollte,  schrieb die Modulleiterin fast augenblicklich zurück, ich solle auf jeden Fall kommen und könne doch mit meinem Dozenten einen spontanen Dialog führen. Isländische Dozenten sind halt flexibel. So konnte ich diese Prüfung auch noch hinter mir bringen, zumal ich mir das Thema auch noch aussuchen durfte (vermutlich gab es ohnehin Abzüge, weil ich in keiner Gruppe war – die Abschlussnote lässt zumindest darauf schließen, zumal die schriftliche Prüfung sehr einfach war. Aber egal, bestanden ist bestanden). In der Nacht vor dieser mündlichen Prüfung wurde Island übrigens noch vom heftigsten Sturme seit knapp 25 Jahren heimgesucht. Teilweise flogen Dächer von den Häusern (zum Glück nicht bei uns) und ich kam die Nacht vor der erwähnten mündlichen Prüfung auch nicht zum Schlafen. Aber es gab Islandweit keine Toten und Verletzten, nur einigen materiellen Schaden, dabei hatte der Sturm Hurrikanstärke. Es geschehen eben doch noch Zeichen und Wunder und Gott scheint es sehr gut mit diesem Lande zu meinen.

Morgen geht die Uni wieder los. Von der weißen Pracht, welche hier noch vor kurzem lag, ist jedoch nach drei Tagen hintereinander mit teils satten Plusgraden einiges verschwunden, dafür ist es an vielen Stellen unangenehm glatt. Heute ist dafür wieder einer dieser wunderbar klaren Tage, an welchen man mittags die Sonne immerhin am Horizont erahnen kann und die Temperaturen entsprechen endlich wieder der Jahreszeit. Morgen geht die Uni wieder los, was nach meiner Einschätzung eigentlich schon letzte Woche der Fall hätte sein sollen. Sie begann auch tatsächlich offiziell letzte Woche, allerdings hat auf Island jede Fakultät ihre eigenen Ferien und die Weihnachtsferien an meiner Fakultät dauern eben noch bis heute. Hätte ich das gewusst… - aber wenn und hätte liegen im Bette und sind krank, wie wir ja alle wissen sollten.

Sonntag, 22. November 2015

Rundmail vom 19.11.2015

So, hier hat der Winter schon Einzug gehalten und das schon Ende Oktober, wobei, nicht dauerhaft - zwischen Phasen mit Dauerfrost und etwas Schnee (viel zu wenig, dafür, dass wir schon November haben, ist mir oft versichert worden) schieben sich auch immer Phasen mit teils deutlichen Plusgraden. Gestern und heute war es sehr schön, aber auch extrem kalt - auf dem Teiche beim Rathaus war rege Begängnis. Laut Wettervorhersage sind aber schon für den Samstag wieder Plusgrade und Regen angekündigt.
Die Tage sind mittlerweile schon längst so kurz, wie das in Deutschland selbst Mitte Dezember nie der Fall ist: Wenn ich frühs aufwache und es ist noch dunkel draußen, ist es trotzdem nicht ausgeschlossen, dass es schon weit nach 8 Uhr sei.
Ich gehe hier auch verschiedenen Aktivitäten nach: Donnerstags bin ich bei einem Angebot des isländischen Roten Kreuzes, welches sich an Isländischlernende richtet, mit dem Angebot, dort Isländisch zu sprechen. Die Hälfte der Teilnehmer kommt übrigens ebenfalls aus Deutschland. Island scheint so etwas wie das Mallorca des Nordens zu sein. Freitagabends bin ich jetzt schon zweimal bei Filmabenden gewesen, welche von einem Kroaten organisiert werden, der hier ein freiwilliges Jahr für irgendeine Organisation ableistet. Und Samstags bin ich des öfteren bei einer ebenfalls autistischen Bekannten aus Deutschland, die sich zusammen mit einer Finnin und einem Dänen eine Bude teilt, zu gemeinsamen Filmabenden. Sie hat mir u.a. mehrere Seiten mit Jobangeboten gezeigt. Sie ist selbst dringend auf einen Job hier angewiesen, wenn sie in Island bleiben will - was eindeutig der Fall ist. Achso, Dienstag wird in dem Hause, in welchem sie wohnt, mittags von einer lieben Frau für den durchaus annehmbaren Preis von 300 Kronen (in etwa 2 Euro) immer eine sehr leckere Suppe serviert und selbstgemachte Marmelade kann zum selben Preise ebenfalls erworben werden.
So, das war es erstmal von mir. Ich freue mich darauf, einige von euch im Dezember wieder zu Gesicht zu bekommen (vom 13-31. Dezember ist ein Deutschlandaufenthalt geplant). Bleibt alle behütet.
Karl

Rundmail vom 19.10.2015

Ihr Lieben alle
Heute war wieder Autismusgruppe. Die Leiterin der Gruppe, Jarþrúður, war heute nicht da, weshalb sich spontan zwei Teilnehmer fanden, welche die Gruppe auch ohne sie hervorragend leiteten. Ich bin mir alles andere als sicher, ob das in der Autismusgruppe in Halle auch möglich gewesen wäre. Die Autisten in Island scheinen zumindest teilweise deutlich stärkere Persönlichkeiten zu sein, als in Deutschland. Ist zumindest mein erster Eindruck nach knapp zwei Monaten Aufenthalt hier. Ich versteh auch von Treffen zu Treffen mehr von dem, was die Isländer so von sich geben, wenn auch noch längst nicht alles. Heute verstand ich erstmals genug, um mich auch mal zu Worte melden zu können. Eine Teilnehmerin erzählte etwas von Autisten, die aus unerfindlichen Gründen nicht in der Lage seien, die Vergangenheitsform eines Verbes zu bilden. Ich konnte dann zum Besten geben, dass meines Wissens im Chinesischen auch nicht zwischen den einzelnen Zeiten unterschieden würde. Naja. Erstmal ein Anfang.
Anwesend war u.a. eine andere Deutsche, die schon seit sieben Jahren in Island lebt. Sie ist derzeit auf Jobsuche und diese Angelegenheit ist auch sehr dringend, da ihre Mutter ihr keinen Unterhalt mehr zahlen will, wenn sie bis Dezember keinen Job hat. Sie versucht sich derzeit als selbstständige Schriftstellerin und Malerin. War sehr interessant, mich mit ihr zu unterhalten.

Zurzeit wird in Island mal wieder gestreikt und zwar einstweilen unbefristet. Dies gilt mittlerweile auch für Uni. Folge: Die Zwischensemesterferien, welche ich letzte Woche gemeinsam mit meiner werten Mutter genießen konnte, verlängern sich auf unbestimmte Zeit. Da Mutti mit einem Fotoapparat ausgestattet war und nicht jeder von euch auf Facebook mit ihr befreundet ist, kann ich diesmal sogar mit Fotos dienen und damit einige Beschwerden diesbezüglich endlich einmal berücksichtigen. Sonderlich viele sind es aber nicht, da ich nur max. 26 MB als Anlage mitschicken kann (dieses Manko wird derzeit nach und nach auf diesem Blog behoben). Zu sehen sind u.a. ein Teil des Uni-Campus, die hier sehr häufigen Kurzschnabelgänse (laut Recherchen meiner Mutter handelt es sich um solche, es sei völlig unmöglich, dass es sich um Kanadagänse handele) sowie ein paar Schnappschüsse aus meinem Zimmer. 
Ich muss wohl auch mal bald wieder zum Zahnarzt. Habe bei einem Zahnarzt einen Termin für Ende November erhalten, aber gerade ein Weisheitszahn von mir hat sich übers Wochenende so unangenehm zu Worte gemeldet, dass ich ohne Paracetamol niemals schlafen könnte. Kurzfristige Termine erhält man hier jedoch leider nur, wenn man vorher anruft und anrufen gehört selbst auf Deutsch wahrlich nicht zu meinen starken Seiten. Naja, mal schauen, wie ich das schaffe.

Alles Liebe
Karl

Rundmail vom 21.09.2015: Nachtrag zur Rundmail vom 20.09.

Das Treffen gestern war sehr nett. Ich habe zwar längst nicht alles verstanden, aber eine Teilnehmerin konnte sogar etwas Deutsch und konnte einiges dolmetschen. Man war auch wirklich sehr bemüht, mich trotz meiner mangelnden Sprachkenntnisse in die Gruppe zu integrieren. Im Gegensatz zu den Israelis sprechen die Isländer gar nicht mal zu schnell, mir fehlen einfach nur zu viele Vokabeln. Aber einer meiner Isländischdozenten meint, wenn ich weiter so lerne, könne ich die Sprache in zwei Jahren fließend. Das lässt hoffen. Ich denke, dass es auch wichtig sei, weiterhin zur Autismusgruppe zu gehen, wie frustrierend das am Anfang auch sei.
Alles Liebe euch allen
Karl

Rundmail vom 20.09.2015: Einladung zu einer Autismus-Gruppe in Reykjavik

Letzten Dienstag hatte meine Vermieterin Gúðrun Geburtstag. Unglücklicherweise hatte ich am selben Tage ein Seminar, welches für mich anstrengender war, als ich gedacht hätte. Wir sollten wieder einmal Gruppenarbeit machen und es redeten alle durcheinander. Ich beteiligte mich kaum an der Gruppenarbeit, sondern hielt das einfach nur noch aus und das, wie sich später herausstellte, offenbar schlechter als gedacht. Als ich danach zuhause war, konnte ich mich kaum auf die Vokabeln, welche ich lernen wollte, konzentrieren und war extrem reizbar. Ich sah mich schließlich gezwungen, meine Aufgaben, welche ich an diesem Tage eigentlich vorgehabt hatte, zu machen, liegenzulassen und mich hinzulegen. Ging einfach nicht anders. Ich glaube, zu diesem Seminar werde ich in Zukunft nur die Texte durchlesen und dann noch zur Prüfung antanzen. Werde morgen dem Dozenten schreiben und fragen, ob das möglich sei.
Gegen Abend beschloss ich noch, in die Badewanne zu gehen, was ich normalerweise Mittwoch früh tue, um am nächsten Tage ausschlafen zu können - und hatte dabei natürlich nicht bedacht, dass, wenn jemand Geburtstag hat, in der Regel auch Gäste kommen und da meine Vermieterin eine reiche Verwandschaft hat, waren das auch nicht gerade wenig. Selbstverständlich waren meine Mitbewohner und ich auch eingeladen und alle fragten nun, wo ich nun wäre. Es wurde an die Tür geklopft und ich darüber informiert, dass es Kuchen gäbe. Bei dem Lärm, welchen ich aus dem Nebenzimmer hörte, beschloss ich jedoch, dass das wirklich keine Eile hätte. Obwohl ich seit dem Frühstück kaum etwas gegessen hatte, hatte ich auch nicht wirklich Hunger.
Sobald ich dann aus dem Bade raus und in meinem Zimmer war, klopfte es jedoch an der Tür und eine Frau platzte herein - während ich noch im Handtuch dar stand. Selbstverständlich entschuldigte sie sich, sagte aber vor wieder geschlossener Türe, dass so viele Leute gar nicht mehr da wären und ich ruhig kommen könnte. Anders, als von mir erwartet, wartete sie auch vor der Tür, bis ich fertig war. Sie stellte sich als die andere der beiden Töchter meiner Vermieterin heraus und heißt Vigdís (die eine Tochter namens Rósa fuhr mich ja an meinem ersten Tage durch Reykjavik zum isländischen Einwohnermeldeamt). Sie erkundigte sich nach meinen Isländischkenntnissen und sagte, sich auf der Party unbedingt weiter mit mir unterhalten zu wollen. Meine Hoffnungen, ich könne vielleicht einfach vergessen werden, hatten sich also zu meinem großen Bedauern zerschlagen. Nachdem ich noch um etwas Zeit gebeten hatte, um mir die Haare zu kämmen, ging ich dann zur Party, weil ich glaubte, es mir nicht leisten zu können, da nicht zu erscheinen. Ein bisschen Kuchen passte natürlich noch in mich rein, zumal meine Vermieterin auch meinte, dass er unbedingt noch alle werden müsste - wobei, selbst wenn ich großen Appetit gehabt hätte, wäre das kaum möglich gewesen. Vigdís unterhielt sich zunächst mit meiner estnischen Mitbewohnerin Eva auf Englisch - sie ist, wie bereits in der vorigen Rundmail geschrieben, zu ihrem großen Leidwesen die einzige im Hause, die kein Isländisch kann. Eva meinte u.a., dass die Menschen in Island viel offener wären, als in Estland. In Estland sei es absolut unüblich, auf der Straße von einer fremden Person gegrüßt zu werden und hier passiere ihr das ständig. Mir persönlich ist das auch in Deutschland schon passiert. Die Esten scheinen sehr verklemmt zu sein. An den Rest des Gesprächs erinnere ich mich nicht mehr.
Irgendwann war Eva dann weg und Vigdís kam zur Sache, natürlich diesmal auf Isländisch: Ihre Tochter Sóltís hätte sich meine Facebookseite angeschaut und dabei sei ihr aufgefallen, dass ich in einigen Autismusgruppen sei. Daher die Frage, ob ich auch Autist sei. Mein Verhalten an diesem Abend läge das auf jeden Fall nahe. Als ich bejahte, sagte sie, das träfe sich gut, denn die Sóldís sei nämlich auch Autistin, allerdings nicht mit Asperger, sondern eine "typische (dæmigerð)" Autistin, was immer das auch heißen soll. Frühkindlich kann sie nicht sein, sprechen kann sie nämlich sehr gut. Danach schrieb sie mir noch verschiedene Internetseiten über und für Autisten in Island und eben auch den Namen der Reykjaviker Autismusgruppe, "Út úr svelinni (raus aus der Muschelschale)" auf. Ich solle da unbedingt mal hinkommen. Das sei eine gute Gelegenheit, in Island Fuß zu fassen, gerade für mich.
Sóldís (oder, isländisch konjugiert, Sóldísi, heißt wortwörtlich übersetzt übrigens "Sonnenfee") hatte ich vor diesem Abend nur einmal gesehen, als sie zum Kaffeetrinken vorbeikam. Sie heißt eigentlich Elísabet Sóldís, zweiteres ist aber ihr Rufname. Sie hatte mich etwas genervt, da sie mich ständig auf Englisch ansprach und meine Bemerkungen, lieber Isländisch mit ihr reden zu wollen, gar nicht zu bemerken schien. Sie ist noch 15 Jahre jung, scheint aber sehr selbstsicher und auch ein wenig zickig, dabei aber aufgeweckt zu sein. Sie war an diesem Abend auch da und gerade dabei, meinen beiden Mitbewohnern ein isländisches Kartenspiel zu erklären. Eva fand das ganz super. Genau dasselbe Kartenspiel gäbe es auch in Estland. Benjamin und mir war es aber komplett neu. Ich setzte mich dazu und fragte Sóldís ganz direkt auf Isländisch, ob es stimmte, dass sie auch Autistin wäre, was sie bestätigte, erfreulicherweise diesmal auch auf Isländisch. Natürlich kam gleich die Frage von Benjamin (dessen Isländisch besser ist, als meines), was "Einhverfa (isl. Wort für Autismus" denn nun hieße, was Sóldís auch gleich übersetzte. Bei dieser Gelegenheit habe ich mich also auch gleich meinen Mitbewohnern gegenüber geoutet. 
Es war ihr danach offensichtlich eine Freude, uns die Regeln des Kartenspiels danach in allen Details zu erklären, welches sie natürlich auch souverän gewann, gefolgt von Eva natürlich (der dritte Platz wurde dann nicht mehr ausgespielt). Danach musste (bzw. durfte) Sóldís auch schon gehen, wobei ich es mir nicht nehmen ließ, sie zu fragen, ob sie auf Facebook wäre, was erfreulicherweise der Fall ist. 
Danach sah ich übrigens noch die ersten Polarlichter meines Lebens. Wunderbar. Ich glaube, zu Weihnachten wünsche ich mir einen Fotoapparat. Am Ende war ich aber doch froh, als dieser Tag vorbei war. Ob dieser ganzen Eindrücke war ich ganz erschöpft, konnte in der folgenden Nacht aber trotzdem nur schlecht schlafen.
Ich googelte dann am nächsten Tage auch gleich nach der Gruppe "Út úr skelinni" und wurde zu meinem großen Erstaunen sofort fündig und zwar mit genauem Zeitpunkt und Ort des nächsten Treffens, welches übrigens am morgigen Sonntag stattfindet. Ich weiß noch, wie lange ich in Halle nach der Selbsthilfegruppe suchen musste. Das irritierte mich einigermaßen, denn ich hatte mich auf das selbe Prozedere wie in Halle eingestellt - E-Mail an eine Kontaktperson der Gruppe, Einladung zum Vorstellungsgespräch etc. Ich fragte dann auch gleich Sóldís auf Facebook, ob es notwendig wäre, der Kontaktperson (sie heißt übrigens Jarþrúður), deren E-Mail-Adresse selbstverständlich auch angegeben war, vorher zu schreiben, oder ob ich einfach so kommen könnte. Sie antwortete, dass ich zwar so kommen könnte, es sich aber anböte, Jarþrúður (oder, richtig dekliniert, Jarþrúði) trotzdem zu schreiben, um erstmal ordentlich Eindruck zu schinden und um auf mich aufmerksam zu machen. Isländer schreiben übrigens inoffizielle Nachrichten gerne ohne Punkt und Komma, und das meine ich wortwörtlich. Das macht das lesen nicht gerade einfacher und Sóldís macht da leider auch keine Ausnahme.
Also schrieb ich Jarþrúður, die mich auch gleich zum morgigen Treffen eingeladen hat. Ich soll dabei unbedingt erzählen, wie die Selbsthilfegruppe in Halle organisiert ist und was wir da gemacht haben. Meine Vermieterin hat mir übrigens heute Abend eine E-Mail von Vigdis weitergeleitet, bei welcher es sich um die Einladung Jarþrúðurs (oder, isl. dekliniert, Jarþrúðar) handelte. Offenbar ist sie von meinen erfolgreichen Bemühungen noch nicht in Kenntnis gesetzt worden.
Ich bin auf jeden Fall sehr aufgeregt und weiß gar nicht, was da auf mich zukommt und ob meine Isländischkenntnisse dazu ausreichen werden. Gerade verstehen tue ich für meinen Geschmack immer noch viel zu schlecht, weil mir einfach noch Vokabeln fehlen.
So, ich gehe jetzt schlafen. Seid mir alle herzlich gegrüßt
Karl
Rundmail vom 27.08.2015
So, ich meld mich mal wieder aus Island. Denjenigen, denen ich versprochen habe, mich bis spätestens Mittwoch zu melden: Nach isländischer Uhrzeit ist es nach wie vor Mittwoch, wenn auch kurz vor Mitternacht, ich bin also voll im Limit. Also spart euch eure Vorwürfe ;)
An meinem ersten Sonntag auf Island, also drei Tage, nachdem ich angekommen war, flog ich abends mit dem Flugzeug von Reykjavík (wirklich Reykjavík, nicht Keflavík) nach Isafjörður in Nordwestisland, um im nahegelegenen Núpur an einem einwöchigen Intensivkurs Isländisch für Anfänger teilzunehmen. Ich hatte zwar schon einige Vorkenntnisse, war aber der Ansicht, ein paar Sachen vielleicht nochmal grundsätzlich aus einem anderen Blickwinkel erklärt zu bekommen. Abgesehen von sechs Wochen Privatunterricht bei einer Isländerin in Berlin dieses Frühjahr hatte ich mir ja alle meine bisherigen Isländischkenntnisse selbst beigebracht. Der Mann meiner Vermieterin war so freundlich, mich zum Flughafen zu fahren. Man merkt wirklich, dass die Isländer sich offensichtlich von nichts und niemandem bedroht fühlen: Gepäckkontrollen am Flughafen: Fehlanzeige. Mein Handgepäck wurde nicht einmal gewogen. Dabei hatte ich so penibel drauf geachtet, ja die 6 Kilo einzuhalten. Mein Vermieterehepaar hatte schon gemeint, dass ich gut und gerne 12 Kilo mitnehmen könnte. Auch ansonsten hätte jeder Passagier ganz locker den ganzen Rucksack voller Handgranaten packen können und wäre damit wohl durchgekommen. Aber andererseits: Wer sollte schon auf so ein kleines Flugzeug, welches bei weitem noch nicht ausgelastet war, einen Anschlag verüben? Der Flughafen in Isafjörður ist dann wohl auch der kleinste Flughafen, welchen ich je gesehen habe: Eine einzige Landebahn und eine kleine Baracke als Empfangshalle. Da konnte man richtig sehen, wie die Gepäckstücke von draußen aufs Gepäckband geworfen wurden. Vom Flughafen wurden wir auch gleich mit einem Shuttle nach Núpur geholt und am nächsten Tage fing das Programm dann auch schon an. Morgens von 9-12 fand der allgemeine Unterricht statt, welcher gleich endete, dass ich gleich rausgeschmissen und für die restlichen Tage in den Kurs mit denjenigen geschickt wurde, welche parallel dazu einen dreiwöchigen Intensivkurs absolvierten und sich bereits in der dritten Woche befanden. Aber auch dort sollte mir noch gesagt werden, dass meine Grammatikkenntnisse diejenigen der anderen Kursteilnehmer, mit Ausnahme einer Chinesin, bei weitem überstiegen. Trotzdem lohnte sich der Besuch dieses Kurses letztlich für mich, weil die Präpositionen nochmal intensiv durchgenommen wurden. Ich habe jetzt einen Überblick über die häufigsten Präpositionen des Isländischen und welchen Kasus sie jeweils verlangen.
Nachmittags fanden Wahlveranstaltungen statt, so z.B. Dialoge oder auch einfach nur die Beschreibung der isl. Natur. Pro Tag konnte man bis zu zwei Kurse wählen. Der beste Kurs wurde jedoch, finde ich, am Mittwoch angeboten: Að blóta á Íslensku: Fluchen auf Isländisch. Das muss man schließlich in jeder Sprache, welche man lernen möchte, können.
Ein weiterer Kurs einen Tag später führte uns in den Garten von Núpur, einer der ältesten Gärten Islands. Es gab sehr viele Pflanzen, welche man soweit im Norden nicht unbedingt erwarten würde, u.a. Erdbeeren, auch wenn diese aufgrund des sehr langen Winters (Schneeschmelze war in Nordisland dieses Jahr erst Mitte Juni) und des in diesem Jahre viel zu kalten und feuchten Sommers immer noch nicht reif sind und dieses Jahr wohl auch nicht mehr werden. Die Frau, die den Kurs durchführte, meinte auch, dass in Núpur in normalen Jahren die gesamten Berghänge im Spätsommer voller Blaubeeren hingen, aber in diesem Jahre können wir sehr lange nach Blaubeeren suchen. In den Nachrichten kam auch, dass die Bauern in großen Teilen Islands ihre Getreideernte schon nahezu komplett abgeschrieben hätten. Letztes Jahr gab es noch aufgrund eines ungewöhnlich warmen und trockenen Sommers landesweit Rekordernten und dieses Jahr wohl die schlechteste "Ernte" seit Jahrzehnten. So schnell kann sich das ändern.
Dienstagnachmittag fanden wiederum keine Wahlkurse, sondern eine Exkursion zum Schauplatz der Grimslasaga (so oder so ähnlich) statt. Sie fand in großen Teilen ganz in der Nähe von Núpur statt und ist in Island, aus welchen Gründen auch immer, besonders populär. Letztlich geht es natürlich, wie in den meisten Sagas, nur um Mord, Totschlag und Blutrache. Ich habe bald nicht mehr durchgesehen, wer denn nun wen umbrachte und warum.Wobei, mein Lehrer von Montag früh, ein Germanist im Sinne vom Erforschen germanischer Sprachen (also nicht nur Deutsch) gab mir eine Saga, welche er von einer dänischen Übersetzung wieder zurück in ein etwas moderneres Isländisch übersetzt hat. Darin geht es um einen Isländer, der nach Grönland fährt, dort seinen ganzen Besitz für einen Eisbären ausgibt und dann Kopf und Kragen riskiert, nur um ihn dem dänischen König zu schenken. Warum er das allerdings tun will, bleibt im Dunkeln. Immerhin wird im Laufe der Saga kein einziger umgebracht. Mal eine nette Abwechslung.
Freitagabend fand dann ein Abschlussbankett für den ganzen Kurs statt, an welchem dann isländische Spezialitäten serviert wurden, so u.a. in Pisse eingelegter Hai, welcher auch dementsprechend schmeckte. Der Teller mit den Haihäppchen war am Ende des Banketts auch immer noch reichlich gefüllt, ich weiß auch nicht, wieso. Wobei, getrocknet schmeckt Hai gar nicht mal so schlecht, aber wirklich nur getrocknet. Das wurde aber reichlich wettgemacht durchs isl. Lammfleisch, welches wirklich ganz besonders schmeckt. Ein Isländischlehrer meinte auch, das sei etwas anderes, als diese alten Hammel aus Neuseeland, welche man in Deutschland bekäme.
Zurück ging es dann letzten Samstag mit dem Bus. Es war eine sehr lange Busreise und ich war froh, als sie vorbei war, wobei ich auch einiges interessantes sah, so z.B. im Meer schwimmende Schwäne, welche sich am Seetang gütlich taten. Einmal hielten wir auch an, weil Wale sich in einem Fjord tummelten. Es ist auch bemerkenswert, an wie vielen umzäunten Gebieten wir vorbeifuhren, in welchen kleine Bäume gepflanzt werden. Die Wiederaufforstung der Insel liegt den Isländern offensichtlich sehr am Herzen. Selbst in Núpur, im äußersten Norden Islands, gab es hier und dar kleinere Wälder.
Als wir wieder in Reykjavik waren, fing es natürlich prompt an, zu regnen und das nicht gerade mit geringer Intensität. Ich musste durch den Regen nach Hause laufen mit der Folge, dass alle Sachen in meinem Rucksack einschließlich meines Laptops total durchnässt waren. Der wollte dann auch erstmal gar nicht mehr anspringen, so dass ich schon dachte, er sei kaputt. Glücklicherweise funktionierte er am darauf folgenden Tage wieder, nachdem er die ganze Nacht rumgeheult hatte, vermutlich, um die Festplatte wieder trocken zu bekommen. Mal schauen, wie lange er's noch macht. 
Aber auch meine kompletten Bücher und Aufzeichnungen waren zwar durchnässt, haben aber glücklicherweise keinerlei nennenswerte Schäden davongetragen. Mein Handy wiederum ist offensichtlich wasserdicht: Es war die ganze Zeit, während ich durch den Regen lief, an und am Ende pitschenass, funktioniert aber nach wie vor tadellos. Die Lehre daraus war, dass ich meinen Rucksack wasserdicht bekommen musste. Dafür habe ich mir schließlich einen speziellen Regencape für Rucksäcke gekauft. So etwas gehört hierzulande wirklich zur Grundausstattung.
Am vorherigen Donnerstag, während ich noch in Núpur weilte, kam mein deutscher Mitbewohner namens Benjamin an, zusammen mit seinem Vater und seinem Auto (sie waren mit der Fähre von Dänemark aus gekommen). Er kann übrigens auch schon recht gut Isländisch und hatte vor, dasselbe zu studieren, wie ich, nämlich einen einjährigen Isländisch-Intensivkurs für Anfänger (die Wahl des Präteritums erklärt sich bald von selbst). Am Montag fuhren sie mich netterweise mit zur Einführungsveranstaltung für die Isländischstudenten. Dort wurde dann gesagt, dass für diejenigen, welche den regulären BA-Studiengang Isländisch studieren wollen, es einen Einstufungstest geben würde, welchen man bestehen müsse, um dafür zugelassen zu werden. Dieser Einstufungstest orientiere sich an den Onlinekursen der Háskoli Íslands. Da ich diese Onlinekurse schon längst gemacht hatte, konnte ich mir denken, dass der Test so schwer nicht sein konnte. Weiterhin wurden die Programme beider Studienprogramme beschrieben und es stellte sich heraus, dass es in meinem ursprünglichen Studiengang im erstem Semester zu einem Großteil darum gehen sollte, den besagten Internetkurs mithilfe eines Tutors zu machen. Da konnte ich gar nicht anders, als mich bei den Dozenten nach der Möglichkeit zu erkundigen, den Einstufungstest auch mitmachen zu können, obwohl ich mich für den BA-Studiengang eigentlich gar nicht beworben hatte. Glücklicherweise war es möglich und ich konnte die Prüfung gestern mitschreiben. Schwierigkeitsgrad: Wer diese Prüfung nicht besteht, hat wirklich nie ernsthaft Isländisch gelernt.
Benjamin wollte den Test übrigens nicht mitschreiben, weil er lieber einen Nachweis für Isländischkenntnisse haben möchte, welchen es bei unserem ursprünglichen Studiengang nach einem Jahre in Form eines speziellen Diploms auch tatsächlich gibt. Außerdem wollte er seinen Vater in dieser Zeit zum Flughafen bringen. Aber was nützt mir ein Sprachdiplom, wenn ich mich dafür mindestens ein halbes Jahr lang nur mit Dingen beschäftigen muss, welche ich schon lange zuvor gelernt habe. Außerdem: Wenn ich ein Jahr lang erfolgreich an dem regulären BA-Studiengang Isländisch als Fremdsprache teilgenommen habe, sollte das als Nachweis von Isländischkenntnissen genügen. Die Isländer haben es schließlich nicht so mit der Bürokratie.
Diesen Montag ist weiterhin unsere estnische Mitbewohnerin eingezogen, die Eva heißt. Sie studiert ein spezielles Studienprogramm für internationale Studenten, irgendwas lehramtsmäßiges, kann aber weder Isländisch noch Deutsch. Sie sagt, sie fände es schon komisch, dass sie in diesem Hause kein einziges Wort verstünde, welches nicht an sie gerichtet sei. Nachdem sie uns alle drei unter ihrem Dach hatte, lud uns unsere Vermieterin übrigens zu Eierkuchen mit Marmelade und Schlagsahne an, welche auch ganz vorzüglich schmeckten.
Ich habe mir auch sagen lassen, dass es sich bei den Gänsen in Reykjavík tatsächlich um Kanadagänse handele. Es gibt sie hier wirklich massenhaft. Man stolpert schon fast über sie.
So, das war es erstmal von mir
LG
Karl