So, mal
wieder ein Artikel auf diesem Blog. Ich bin nach meinem Deutschland-Aufenthalt
seit dem 31.12. wieder im Lande, verbrachte Silvester also mit der Familie
meines Vermieter-Ehepaares, d.h. mit ihren Töchtern und ihrer Enkelin. Sie
luden mich auch sowohl für den Silvesterabend als auch fürs Abendbrot am
Neujahrstag zum Essen ein, was auch bitter nötig war, da auf Island die
Geschäfte am 31. bereits gegen 15 Uhr schließen und am Neujahrstag ganz
geschlossen sind (eigentlich unlogisch, da sie sonst auch am Sonntag
durchgehend geöffnet sind). Zu essen gab es aber reichlich, sodass ich nicht
hungers leiden musste. Geballert wird hier übrigens leider in etwa genauso
laut, wie in Berlin. Jóhann, der Mann meiner Vermieterin, meinte, ich bräuchte
schon sehr gute Ohropax, wenn ich bei diesem Lärm ernsthaft vorhabe, ein Auge
zuzumachen. Glücklicherweise war ich nach dem Flug müde genug, dass meine Ohropax
dafür tatsächlich ausreichten.
In den Tagen
vor meinem Deutschlandaufenthalt hatte ich vor allen Dingen Prüfungen, da auf
Island das Semester bereits zu diesem Zeitpunkt endet. Es nennt sich auch
Herbst- und nicht Wintersemester (haustmisseri), welches auch vom Frühlings-
und nicht Sommersemester (vormisseri) abgelöst wird. Sie liefen alle
überwiegend gut. Grammatik lief mit weitem Abstand am besten, das ist sowieso
mein Spezialgebiet. Die schriftliche Prüfung in isländischer Sprache (íslenskt mál) hatte ich eigentlich verschlafen, da Eva, meine estnische
Mitbewohnerin, meinte, mitten in der Nacht zum Flughafen aufbrechen zu müssen,
um ihren Weihnachtsurlaub anzutreten und ich so bis um dreie nicht zum Schlafen
kam. Unglücklicherweise funktionierte ausgerechnet an jenem Morgen der Wecker
nicht. Glücklicherweise jedoch scheinen isländische Dozenten im Allgemeinen sehr
flexibel zu sein. Meine setzte mich auf jeden Fall einfach kurzerhand in eine
andere Prüfung, welche am Mittag stattfand, sodass sich das Problem am Ende doch
noch löste. Schwierig wurde auch die mündliche Prüfung in Aussprache (Talþjálfun),
da eigentlich vorgesehen war, dass man die mit Kommilitonen in Gruppen
absolvierte. So viel Kontakt hat sich aber zu meinen Kommilitonen noch nicht
ergeben, sodass ich davon ausging, von den Dozenten einer Gruppe zugeteilt zu
werden, wie in der Schule halt auch, wenn sich bei Gruppenarbeit niemand fand,
der mit mir zusammenarbeiten wollte (was fast immer der Fall war). Umso
verwunderter war ich, als die Leiterin des Moduls eine E-Mail versandte, in
welcher die Studenten, die noch in keiner Gruppe seien, dringend dazu
aufgefordert wurden, ihr Vorschläge zu schicken, mit welchen Kommilitonen man
sich vorstellen könne, zusammenzuarbeiten. Es gab nur zwei Kommilitonen, die
ich bis dahin (und bis zum jetzigen Zeitpunkt) näher kennengelernt hatte, wovon
eine, aus welchen Gründen auch immer, nicht zu den Prüfungen antrat, weshalb
ich den anderen in meiner Antwort schließlich angab, worauf ich auch zunächst
in seine Gruppe eingeteilt wurde. Der schrieb dann aber eine E-Mail an die
Modulleiterin, dass sie sich schon für jedes Szenario etwas überlegt hätten und ich da leider nicht
mehr rein passte. Dazu ist zu schreiben, dass wir uns zu unterschiedlichen
Themen Dialoge überlegen sollten, wobei ich davon ausging, dass das eh erst
unmittelbar vor der Prüfung geschehen würde. Jetzt, wo ich das schreibe, fällt
mir natürlich schon auf, dass das leicht (um es vorsichtig zu formulieren)
idiotisch war. Aber Gruppenarbeit ist etwas sehr unangenehmes für mich und ich
beschäftige mich damit so wenig, wie nur irgend möglich, weshalb mir das zu
diesem Zeitpunkt leider nicht auffiel. Jedenfalls, als ich schon davon ausging,
dass dann die Prüfung wohl leider ohne mich stattfinden müsste und ich bereits
angeboten hatte, nicht hinzugehen, da ich mir nicht vorstellen konnte, wie ein
Dialog mit mir selbst aussehen sollte, schrieb die Modulleiterin fast augenblicklich
zurück, ich solle auf jeden Fall kommen und könne doch mit meinem Dozenten
einen spontanen Dialog führen. Isländische Dozenten sind halt flexibel. So
konnte ich diese Prüfung auch noch hinter mir bringen, zumal ich mir das Thema
auch noch aussuchen durfte (vermutlich gab es ohnehin Abzüge, weil ich in
keiner Gruppe war – die Abschlussnote lässt zumindest darauf schließen, zumal
die schriftliche Prüfung sehr einfach war. Aber egal, bestanden ist bestanden).
In der Nacht vor dieser mündlichen Prüfung wurde Island übrigens noch vom
heftigsten Sturme seit knapp 25 Jahren heimgesucht. Teilweise flogen Dächer von
den Häusern (zum Glück nicht bei uns) und ich kam die Nacht vor der erwähnten
mündlichen Prüfung auch nicht zum Schlafen. Aber es gab Islandweit keine Toten
und Verletzten, nur einigen materiellen Schaden, dabei hatte der Sturm Hurrikanstärke.
Es geschehen eben doch noch Zeichen und Wunder und Gott scheint es sehr gut mit
diesem Lande zu meinen.
Morgen geht
die Uni wieder los. Von der weißen Pracht, welche hier noch vor kurzem lag, ist
jedoch nach drei Tagen hintereinander mit teils satten Plusgraden einiges
verschwunden, dafür ist es an vielen Stellen unangenehm glatt. Heute ist dafür
wieder einer dieser wunderbar klaren Tage, an welchen man mittags die Sonne
immerhin am Horizont erahnen kann und die Temperaturen entsprechen endlich
wieder der Jahreszeit. Morgen geht die Uni wieder los, was nach meiner
Einschätzung eigentlich schon letzte Woche der Fall hätte sein sollen. Sie
begann auch tatsächlich offiziell letzte Woche, allerdings hat auf Island jede
Fakultät ihre eigenen Ferien und die Weihnachtsferien an meiner Fakultät dauern
eben noch bis heute. Hätte ich das gewusst… - aber wenn und hätte liegen im
Bette und sind krank, wie wir ja alle wissen sollten.
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