Kurzschnabelgänse

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Sonntag, 10. Januar 2016

Prüfungen und Silvester (u.a.)

So, mal wieder ein Artikel auf diesem Blog. Ich bin nach meinem Deutschland-Aufenthalt seit dem 31.12. wieder im Lande, verbrachte Silvester also mit der Familie meines Vermieter-Ehepaares, d.h. mit ihren Töchtern und ihrer Enkelin. Sie luden mich auch sowohl für den Silvesterabend als auch fürs Abendbrot am Neujahrstag zum Essen ein, was auch bitter nötig war, da auf Island die Geschäfte am 31. bereits gegen 15 Uhr schließen und am Neujahrstag ganz geschlossen sind (eigentlich unlogisch, da sie sonst auch am Sonntag durchgehend geöffnet sind). Zu essen gab es aber reichlich, sodass ich nicht hungers leiden musste. Geballert wird hier übrigens leider in etwa genauso laut, wie in Berlin. Jóhann, der Mann meiner Vermieterin, meinte, ich bräuchte schon sehr gute Ohropax, wenn ich bei diesem Lärm ernsthaft vorhabe, ein Auge zuzumachen. Glücklicherweise war ich nach dem Flug müde genug, dass meine Ohropax dafür tatsächlich ausreichten.

In den Tagen vor meinem Deutschlandaufenthalt hatte ich vor allen Dingen Prüfungen, da auf Island das Semester bereits zu diesem Zeitpunkt endet. Es nennt sich auch Herbst- und nicht Wintersemester (haustmisseri), welches auch vom Frühlings- und nicht Sommersemester (vormisseri) abgelöst wird. Sie liefen alle überwiegend gut. Grammatik lief mit weitem Abstand am besten, das ist sowieso mein Spezialgebiet. Die schriftliche Prüfung in isländischer Sprache (íslenskt mál) hatte ich eigentlich verschlafen, da Eva, meine estnische Mitbewohnerin, meinte, mitten in der Nacht zum Flughafen aufbrechen zu müssen, um ihren Weihnachtsurlaub anzutreten und ich so bis um dreie nicht zum Schlafen kam. Unglücklicherweise funktionierte ausgerechnet an jenem Morgen der Wecker nicht. Glücklicherweise jedoch scheinen isländische Dozenten im Allgemeinen sehr flexibel zu sein. Meine setzte mich auf jeden Fall einfach kurzerhand in eine andere Prüfung, welche am Mittag stattfand, sodass sich das Problem am Ende doch noch löste. Schwierig wurde auch die mündliche Prüfung in Aussprache (Talþjálfun), da eigentlich vorgesehen war, dass man die mit Kommilitonen in Gruppen absolvierte. So viel Kontakt hat sich aber zu meinen Kommilitonen noch nicht ergeben, sodass ich davon ausging, von den Dozenten einer Gruppe zugeteilt zu werden, wie in der Schule halt auch, wenn sich bei Gruppenarbeit niemand fand, der mit mir zusammenarbeiten wollte (was fast immer der Fall war). Umso verwunderter war ich, als die Leiterin des Moduls eine E-Mail versandte, in welcher die Studenten, die noch in keiner Gruppe seien, dringend dazu aufgefordert wurden, ihr Vorschläge zu schicken, mit welchen Kommilitonen man sich vorstellen könne, zusammenzuarbeiten. Es gab nur zwei Kommilitonen, die ich bis dahin (und bis zum jetzigen Zeitpunkt) näher kennengelernt hatte, wovon eine, aus welchen Gründen auch immer, nicht zu den Prüfungen antrat, weshalb ich den anderen in meiner Antwort schließlich angab, worauf ich auch zunächst in seine Gruppe eingeteilt wurde. Der schrieb dann aber eine E-Mail an die Modulleiterin, dass sie sich schon für jedes Szenario  etwas überlegt hätten und ich da leider nicht mehr rein passte. Dazu ist zu schreiben, dass wir uns zu unterschiedlichen Themen Dialoge überlegen sollten, wobei ich davon ausging, dass das eh erst unmittelbar vor der Prüfung geschehen würde. Jetzt, wo ich das schreibe, fällt mir natürlich schon auf, dass das leicht (um es vorsichtig zu formulieren) idiotisch war. Aber Gruppenarbeit ist etwas sehr unangenehmes für mich und ich beschäftige mich damit so wenig, wie nur irgend möglich, weshalb mir das zu diesem Zeitpunkt leider nicht auffiel. Jedenfalls, als ich schon davon ausging, dass dann die Prüfung wohl leider ohne mich stattfinden müsste und ich bereits angeboten hatte, nicht hinzugehen, da ich mir nicht vorstellen konnte, wie ein Dialog mit mir selbst aussehen sollte,  schrieb die Modulleiterin fast augenblicklich zurück, ich solle auf jeden Fall kommen und könne doch mit meinem Dozenten einen spontanen Dialog führen. Isländische Dozenten sind halt flexibel. So konnte ich diese Prüfung auch noch hinter mir bringen, zumal ich mir das Thema auch noch aussuchen durfte (vermutlich gab es ohnehin Abzüge, weil ich in keiner Gruppe war – die Abschlussnote lässt zumindest darauf schließen, zumal die schriftliche Prüfung sehr einfach war. Aber egal, bestanden ist bestanden). In der Nacht vor dieser mündlichen Prüfung wurde Island übrigens noch vom heftigsten Sturme seit knapp 25 Jahren heimgesucht. Teilweise flogen Dächer von den Häusern (zum Glück nicht bei uns) und ich kam die Nacht vor der erwähnten mündlichen Prüfung auch nicht zum Schlafen. Aber es gab Islandweit keine Toten und Verletzten, nur einigen materiellen Schaden, dabei hatte der Sturm Hurrikanstärke. Es geschehen eben doch noch Zeichen und Wunder und Gott scheint es sehr gut mit diesem Lande zu meinen.

Morgen geht die Uni wieder los. Von der weißen Pracht, welche hier noch vor kurzem lag, ist jedoch nach drei Tagen hintereinander mit teils satten Plusgraden einiges verschwunden, dafür ist es an vielen Stellen unangenehm glatt. Heute ist dafür wieder einer dieser wunderbar klaren Tage, an welchen man mittags die Sonne immerhin am Horizont erahnen kann und die Temperaturen entsprechen endlich wieder der Jahreszeit. Morgen geht die Uni wieder los, was nach meiner Einschätzung eigentlich schon letzte Woche der Fall hätte sein sollen. Sie begann auch tatsächlich offiziell letzte Woche, allerdings hat auf Island jede Fakultät ihre eigenen Ferien und die Weihnachtsferien an meiner Fakultät dauern eben noch bis heute. Hätte ich das gewusst… - aber wenn und hätte liegen im Bette und sind krank, wie wir ja alle wissen sollten.

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